Über Kolping Veracruz

Man sieht in meinen Blogeinträgen immer einzelne Teile und Beispiele der Kolpingarbeit. An dieser Stelle würde ich gerne etwas allgemeiner über das Verfahren und die Ziele von der Kolpingarbeit in Veracruz schreiben. Ich beziehe mich nicht auf ganz Mexiko, weil z.B. die Kolpingarbeit in Mexiko-Stadt wieder völlig anders aussieht.

Wie sieht die Situation in Veracruz aus?
Hier in der Umgebung gibt es viele Bergdörfer, deren Bewohner hauptsächlich Bauern sind. Sie verdienen schlecht, haben einen schlechten Zugang zur Bildung und oft sehr schlechte Verkehrsanbindungen. 
Aber auch viele Menschen in den Städten sind arm. Das muss nicht heißen, dass sie auf der Straße leben, aber doch in ärmeren Verhältnissen - als Fabrikarbeiter, oder Reinigungskraft zum Beispiel.
Und es gibt Leute, denen es zwar relativ gut geht, die aber einfach ein Interesse an sozialem Engagement haben oder ihr Leben bereichern wollen.
All das sind Leute, die Kolping als potentielle Zielgruppe hat. Das Ziel ist es, nachhaltige Entwicklungshilfe zu leisten und Leute dabei zu unterstützen, aus eigenem Antrieb etwas an ihrer derzeitigen Situation zu ändern.

Wie entsteht eine Kolpingsfamilie?
Auf irgendeine Art und Weise, (z.B. durch Messen oder Mund-zu-Mund-Propaganda), erfährt eine Gruppe von Leuten, die etwas an ihrer Situation ändern will, von Kolping. Dann wird ca. ein halbes Jahr intensiv mit einem Ansprechpartner aus dem Kolpingteam Kontakt gepflegt: Die Gruppe erfährt mehr über die Kolpingarbeit, über die anderen Familien, über die Ziele. Das Projekt wird vorbereitet, geplant, kalkuliert, die Leute gehen zu Workshops um sich Fähigkeiten anzueignen, Gerätschaften werden gekauft, usw. Das Geld dafür wird von Kolping als Kleinkredit bereitgestellt. Der Ansprechpartner von Kolping hat hierbei vor allem eine Berater- und "Coach"funktion. Die Entscheidungen trifft die zukünftige Familie. Diese Phase kann sehr anstrengend sein, weil man, bis zu ersten Gewinnen, lange warten muss. 
Irgendwann ist es dann soweit: Das Projekt ist "startklar"und die zugehörige Kolpingsfamilie wird in einer Messe eingeführt. Von nun an kann z.B. der kleine Laden eröffnet werden oder die Produktion von Likör beginnen. Nun geht es darum, Werbung zu machen, das Projekt am laufen zu erhalten, Gewinne einzufahren, und den Kredit zurückzuzahlen und langsam, aber stetig, zu wachsen.
Es ist auch möglich, dass eine Familie mehrere Projekte hat.

Was macht Kolping nach der Familiengründung?
Die Familien kriegen regelmäßig Besuch von einem Kolpingarbeiter. Jeden Monat wird zum Beispiel in jeder Familie ein Workshop/Vortrag über ein Thema gehalten. Wie überall gibt es zwischenmenschliche Probleme, bei der ein Vermittler (->Kolpingarbeiter) helfen kann. Auch bei jeder anderen Art von Problem oder Fragen, sei es ein neues Gebäude oder der Transport neuer Waren, stehen die Kolpingarbeiter zur Verfügung. Es gibt gemeinsame Aktionen, Messen, Treffen, usw. Die Projekte stehen schließlich nicht für sich allein, sondern unter dem Namen Kolpings. 

Was machen die Jugendlichen?
Neben den Kolpingsfamilien gibt es die Kolpingjugenden. Diese haben keine dauerhaften Projekte, sondern Aktionen. Zum Dreikönigstag sammeln sie z.B. Spielzeuge, um sie Bedürftigen zu schenken. Aber auch hier gibt es regelmäßig Workhops mit einem Kolpingarbeiter, die auf die Lebenswelt und Arbeitsverhalten von Jugendlichen zugeschnitten sind.

Dieser Text ist etwas länger geworden. Ich hoffe trotzdem, dass er zum Verständnis der Kolpingarbeit hier beiträgt.