Donnerstag, 16. Dezember 2010

Weihnachten...

...Weihnachten? Welches Weihnachten? Das mit Weihnachtsmärkten, manchmal Schnee, echten Tannenbäumen, kaum Grün in der Natur, Adventskalendern, Adventskränzen, Glühwein, "Last Christmas", und das alles zusammen kreiert eine richtig schöne Atmosphäre mit Vorfreude?
Nöö, das gibts dieses Jahr nicht. Nicht so. Es ist hier auch nicht vollkommen anders, sondern eine seltsame Mischung. Fangen wir mal an mit den Weihnachtsmärkten: Es gibt hier Märkte in der Weihnachtszeit, wie es sie immer wieder mal im Jahr gibt. Die Stände sind unter Planen, und nicht in verzierten Holzhäuschen. Das Wetter ist hier zwar kalt, die Temperaturen spätherbstlich. Aber das ist den Pflanzen hier vollkommen egal, sie grünen einfach weiter fröhlich vor sich hin. Die Tannenbäume übrigens auch, vor allem die aus Papier und Plastik. Adventskalender und Adventskränze gibt es hier nicht. Immerhin von "Last Christmas" bin ich bisher verschont geblieben. Anstatt dessen habe ich eine unzählige Menge an Jingle bells-Versionen und sonstige verpoppte Weihnachtsklassiker im Supermarkt zu hören bekommen.
Weniger Baum, dafür mehr Kitsch!

Für die ersten Dezembertage scheint es hier keinen schönen Brauch zu geben. Und das alles grün ist, irritiert ein wenig. Man kriegt trotzdem mit, das bald Weihnachten ist. Denn nicht anders als in Deutschland werden hier, entgegen der sonstigen Angewohnheit einiger Mexikaner, überpünktlich die Weihnachtswaren rausgeholt und angeboten. Die Häuser werden auch geschmückt. Tannenbäume werden aufgestellt, und an den richtigen Stellen findet man sogar Verkäufer mit echten Nadelbäumen. Im Radio, sowie im Kaufhaus hört man eine ordentliche Portion schöner und weniger schöner Weihnachtslieder. Die mexikanischen Weihnachtsbräuche hab ich noch gar nicht richtig miterlebt, da sie erst allmählich beginnen; deshalb kann ich da noch nichts aus eigener Erfahrung schreiben; für morgen aber hat mich ein Freund auf eine "Posada", eine Vorweihnachtsfeier, eingeladen. Hier wird irgendwie (ich werd´s ja morgen sehen) von den Gästen die Herbergssuche von Maria und Josef nachgespielt/-gesungen. Ein gutes Essen darf natürlich auch nicht fehlen. Es gibt wohl auch den Brauch, dass die Kinder ähnlich wie bei St. Martin an Häusern klingeln, singen, und dafür Süßigkeiten oder Geld bekommen. Traditionell werden die Weihnachtsgeschenke von den Heiligen Drei Königen am 6. Januar gebracht. Aber auch hier macht sich der Einfluss der USA bemerkbar: Inzwischen bringt Santa Claus bei vielen die Geschenke schon Heiligabend.

Ich selbst werde Weihnachten bei einer Freundin verbringen, die noch weiter südlich wohnt. Zurzeit werden die Temperaturen dort tagsüber mit über 25°C und nachts immerhin mit über 15°C angegeben... Das kann was werden... ich denke was anderes, aber was schönes! Ich freue mich jedenfalls drauf. Und gut gegessen wird sowieso. Ich komme trotzdem nicht drumherum denjenigen ein wenig zu beneiden, der, vielleicht sogar eingeschneit, Heiligabend mit seiner Familie verbringen kann.

Ich wünsche euch schöne letzte Vorweihnachtstage,
Lukas

Sonntag, 5. Dezember 2010

Ich melde mich mal wieder...

Hallo zusammen!
Ich hab mich ja schon ziemlich lange nicht mehr gemeldet, und das muss jetzt mal wieder geändert werden.
Was habe ich so in den letzten Tagen/Wochen gemacht?
Meine Hauptaufgabe weiterhin ist der Deutschkurs. Die Stundenvorbereitung nimmt recht viel Zeit in Anspruch. Nach 12 Deutschstunden ist zwar schon eine Art Routine bzw. Sicherheit eingetreten, aber die Anforderung an jede neue Stunde bleiben: Wie kriegt man es hin, dass in einer Gruppe von 8 bis 65 Jahre, am frühen Abend, evtl. nach Schule oder Arbeit und anderen Aktivitäten, noch etwas von der deutschen Sprache hängen bleibt aber sich niemand über- oder unterfordert fühlt? Wie "unterhält" man die Leute die 90 Minuten lang? - langweilig soll es ja auch nicht werden. Diese Anforderungen kann ich nicht immer alle in jeder Stunde erfüllen, aber ich denke, dass ich mit der Herausforderung gut klarkomme.
Weil das Jahr 2010 bald vorbei ist, steht hier die Jahresplanung 2011 auf dem Plan. Jeder von uns vieren muss einen Plan (nach einer Vorlage) machen, was er für 2011 geplant hat.  Da diese Vorlage doch recht viele Details und sehr gut formuliertes Spanisch verlangt, ist das gar nicht mal so einfach, seine geplanten Projekte angemessen zu präsentieren. In der nächsten Woche machen sich dann Lalo, Fina und Alex nach Mexiko-Stadt auf, um mit den anderen Kolpingleuten die Jahresplanungen vorzustellen, und zu besprechen.
Neben dem Deutschkurs ist es jetzt auch an der Zeit, den ersten 3-Monatsbericht für Kolping Paderborn zu schreiben. Das heißt für mich: Zurückblicken auf die ersten 3 Monate hier. Allein der Fakt, dass mit Dezemberanfang schon mehr als ein viertel meines Aufenthaltes um ist... die Zeit geht tatsächlich verdammt schnell vorbei. Und es wird nicht langsamer werden, weil ich, so wie es vom Plan her aussieht, ein höheres Arbeitspensum haben werde als bisher. Das ist auch tatsächlich gut so: Erstens weil ich dafür hier bin. Zweitens, weil ich die ersten Monate auch für mich selbst brauchte. Man kommt ja nicht in ein neues Land, lebt auf einmal alleine, in anderen Verhältnissen, alles ist fremd, und fühlt sich direkt sicher, wohl, und zu für ein Jahr zu hause. Dieser Prozess braucht seine Zeit. Und in dieser Zeit des ankommens ist es gut, seitens der Arbeit nicht zu sehr belastet zu werden. 
Die Einkaufswägen
Der Eintrag hier ist leider etwas bilderarm, weil es zu dem Thema keine so großartigen Bilder gibt. Aber ein schönes Bild sollte doch noch in diesen Beitrag rein. Deshalb schreibe ich noch kurz etwas über Chedraui und Wal Mart. Es gibt hier zwei große Supermarktketten. Wal Mart und Chedraui (Tschedraui). Wal Mart kommt aus den USA; Chedraui gehört einer ziemlich einflussreichen mexikanischen Unternehmerfamilie - der Familie Chedraui. Der Bischof in Xalapa kommt übrigens auch aus dieser Familie. Jedenfalls wollen die beiden Ketten dem Kunden immer zeigen, dass der Konkurrent teurer ist. Dazu werden im Wal Mart bei einigen Produkten Rechnungen aufgehangen, und das entsprechende Produkt markiert. Um zu beweisen: Hier ist es billiger. Chedraui macht das gleiche... nur bei anderen Produkten. Super, so hat man immer das Gefühl, besonders billig einzukaufen. So ein Schmarrn. 
Aber der Chedraui in Córdoba hat bei seinem Eingang noch zwei volle Einkaufswagen stehen - mit dem gleichen Inhalt. Dadrunter werden dann natürlich die Preise der einzelnen Waren bei Wal Mart und Chedraui aufgelistet, und siehe da: Natürlich ist Chedraui billiger.
Im Endeffekt sind die beiden Läden natürlich gleichteuer. Dieser Wettbewerb von den beiden Zankkindern kann einen jedenfalls amüsieren.
So, es ist spät genug schlafen zu gehen,
Viele Grüße,
Lukas