Dienstag, 11. Januar 2011

Die Brigada de Reyes Magos

...war das zweite Highlight in den Ferien. Vielleicht beschreibe ich mal ganz kurz, was die "Brigada de Reyes Magos" ist: Alle Kolpingjugenden aus Veracruz sammeln seit Anfang Dezember Spielzeuge und Kleidung. Am 6. Januar wird dann in einem armen Dorf von den Jugendlichen ein Fest gemacht und die Sachen verteilt.
Die Vorbereitungen dazu fingen für uns, also Fina, Alex, Lalo und mich, schon am 3. Januar an. Nachdem ich Vortag um ein Uhr nachts nach hause kam, hieß es also morgens um sieben aufstehen. Denn bisher waren die Spielzeuge ja noch bei den Jugendlichen. Und die wohnen bis zu 2 1/2 Stunden Autofahrt von Fortín weg... also bis zu 5 Stunden fahrt für eine Kolpingjugend. Deshalb haben wir zwei Tage gebraucht, um die ganzen Spielzeuge einzusammeln. Wo wir schonmal da waren, haben wir gleich die Leute von zwei Kolpingjugenden mitgenommen, die die Nacht über in der Wohnung geschlafen haben.
Viele Spielzeuge
Am Mittwoch, dem fünften, bekamen wir vor der Abfahrt Besuch: Philipp, ein Jugendlicher, der hier vor 5 Jahren den gleichen Dienst geleistet hat wie ich zurzeit, war auf Mexikoreise und kam uns besuchen. Für mich war es schön, mich ein wenig mit einem Vorgänger austauschen zu können. So viel Zeit blieb dazu leider nicht, denn es kamen schon die Busse um Spielzeuge und Jugendliche einzuladen. Dann ging es auch schon ins etwa 3 Stunden entfernte Bergdorf "Buena Vista", mit einem Zwischenstopp bei der Kolpingsfamilie in Tenejapa, um Abendbrot zu essen. Lange Teile der Straße nach Buena Vista sind nicht asphaltiert, und haben sehr enge Kurven - es kam vor, dass ich daran gezweifelt habe, ob die Busse die Strecke wirklich packen. Das taten sie aber glücklicherweise.
Der Sonnenaufgang, sogar auf dem Foto noch schön...
In Buena Vista angekommen, wurden wir erstmal willkommen geheißen. Dann wurde der Pavillon aufgebaut, und der Ablauf besprochen. Da es am nächsten tag wieder so um 7 Uhr aus dem Bett gehen sollte, war recht bald Schlafenszeit. Also haben wir es uns auf dem Kapellenboden mit Decken und Schlafsäcken "gemütlich" gemacht.
Bei so einem Schlafkomfort fiel es gar nicht schwer,  früh aufzustehen. Und ein Bergdorf bei Sonnenaufgang, das ist eine Schönheit für sich.
In der Kapelle/Kirche
Nach dem Frühstück wurden nochmal die wichtigsten Sachen besprochen, dann wurde sich aufgeteilt: Jeweils eine Gruppe von Jugendlichen unterhielt die vielen Kinder, die inzwischen gekommen waren, mit Spielen und Schauspielen. Die anderen sortierten die Spielzeuge und Kleidung - der 10-jährige Jorge ist wahrscheinlich kein Fan von pinken Herzchenpuppen.
Nach dem Unterhaltungsprogramm (auf dem Kirchenvorplatz) wurden alle in die Kirche gebeten. Da traten die hl. drei Könige auf. Außerdem wurde mit den Kindern gesungen und getanzt, immer das gleiche, etwas stupide Lied... das hatte sogar der Deutsche ganz schnell verstanden und konnte den Tanz dazu. Als die Jugendlichen das bemerkten haben sie sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, mich in die Mitte zu bitten und vor den ganzen (mehreren hundert) Leuten mein Tänzlein zum Besten zu geben. So wie ich das mitbekommen habe, ist das sogar gut angekommen, was mich sehr gefreut hat.

Anschließend wurde eine Messe gefeiert. Nach der Messe war es dann endlich so weit: Die Spielzeuge wurden verteilt. Die Ausgabe war, gerade bei den Kindern, mehr oder weniger organisiert. Als es dann an die Klamotten ging, die an die Eltern verteilt wurden, war das ganze ziemlich durcheinander. Man merkte, wie bedürftig die Leute sind. Gleichzeitig, um die Kinder abzulenken bzw. zu unterhalten, gab es mal wieder Piñatas, und zum Schluss wurden Roscas verteilt - das ist ein süßes Brot, dass hier zum Dreikönigstag gegessen wird. Damit war die Brigada de reyes magos beendet, und auch wir fuhren, nach einem Nachmittagessen, sehr zufrieden nach Hause.

"guapo" heißt hübsch/schön

Die Brigada wird mir aus verschiedenen Gründen im Gedächtnis bleiben. Einmal sind da die Kinder, die sich (fast alle) über ihre Spielzeuge gefreut haben. Dann ist es das Bergdorf, das einfach wunderschön gelegen war, und zurecht den Namen "Buena Vista" (=Schöne Aussicht) trägt. Ich selber hatte viel mehr Kontakt mit den Jugendlichen als noch beim "Encuentro de Jóvenes" Anfang November. Nicht, dass ich mich damals nicht mit ihnen verstanden hätte - im Gegenteil. Aber mit wachsender Sicherheit hier sind wohl ein paar mehr Blockaden verschwunden, und ich fühlte mich im Umgang mit ihnen wesentlich freier und wohler. Deshalb hatte ich auch einen Riesenspaß, viel Zeit mit den Jugendlichen zu verbringen und rumzualbern.
War ich anfangs etwas skeptisch, ob "Arbeit" in den Ferien denn so prickelnd ist, bin ich nun heilfroh darüber, diese Brigada miterlebt haben zu dürfen.

Freitag, 7. Januar 2011

Weihnachten!

Über die Weihnachtsferien war ich in Acayucan, einer Stadt in die sich aus gutem Grund kein Tourist verirrt, eine Freundin besuchen. Ein paar andere Familienmitglieder waren auch zu Gast, und so lebten mehr als 10 Personen unter einem Dach. Und das hat richtig gut getan! Alleine zu leben hat zweifelsohne seine guten und angenehmen Seiten, aber Gemeinschaft ist doch schöner. Gerade zur Weihnachtszeit. Zu Heiligabend, das wusste ich schon vorher, gehört auch in Mexiko eine Familienfeier und gutes Essen. Die Dimensionen, zumindest in dieser Familie, sind aber etwas anders als ich sie sonst kenne.
Stimmkräftiger Familiennachwuchs
Die Feier fand im Haus eines Onkels statt. Die Familie ist wohl nicht gerade klein - es kamen um die 60 Leute. Jeder Haushalt brachte was zu Essen mit - in unserm Fall war es ein unglaublich köstlich schmeckender Truthahn - was dann in einem Buffet für alle zugänglich gemacht wurde. Also wurde erstmal gegessen, und natürlich nicht zu knapp. Danach wurde eine "Posada" gemacht. Die Menge wurde in 2 Gruppen geteilt; eine Gruppe musste auf die Straße (als Maria und Joseph), und erbot Einlass in das Haus. Das wurde mit einem (recht langem, monotonem) Gesang gemacht, bei dem sich die beiden Gruppen strophenweise abwechseln. Zum Schluss wurde natürlich Zutritt gewährt, wäre auch schade um die ganzen Gäste...
Erfrischend wars!
Wo wir schon beim singen waren, wurden noch ein paar andere Weihnachtslieder gesungen. Für die Kinder gab es natürlich Piñatas. Damit war dann der "offizielle" Teil beendet, der Abend war schon recht weit vorangeschritten. Dann wurden die Tequila- und Bierflaschen angebrochen, und gefeiert. So um 2 uhr nachts wollte ich ein Nickerchen machen, doch da kam man auf die glorreiche Idee, jetzt die "nicht-Familienmitglieder"zu "taufen". Zwei Austauschschülerinnen, der Freund einer Cousine und meine Rammdösigkeit wurden also kurzerhand in den Pool befördert, quasi als Aufnahmeritual. Danach war ich klitschnass, aber auch wach. Das hat sich dann weder bei den anderen Jugendlichen noch bei mir bis zum Morgen geändert, so dass wir uns erst um halb 11 auf den Heimweg machten.
Mit einem geruhsamen, besinnlichen Weihnachtsfest in trauter Anwesenheit der Nächsten hatte das nun wirklich nicht viel zu tun, aber schön war es! Ein schöner Nebeneffekt war, dass sich das Heimweh bei so einer Feier dezent zurückhält.
Die restlichen Tage hab ich einfach weiter genossen, und es fiel mir doch etwas schwer den Rückweg anzutreten... Glücklicherweise wurde ich hier gut "aufgefangen", denn gestern fand die "brigada de reyes magos" statt, worüber ich dann im nächsten Beitrag schreiben werde.

Ich wünsche allen ein erstes schönes Wochenende im neuen Jahr,
Lukas